Zurück auf dem Terrain, das schon zweimal golden schimmerte

Zwei WM-Titel und Erfahrung bringt Lukas Fienhage mit ins deutsche Langbahn-Nationalteam. Der 22-jährige will in Herxheim das nächste Edelmetall holen

Lukas Fienhage an Christi Himmelfahrt in Herxheim dabei

Von Susi Weber

Lohne/Herxheim. 2017 ist Lukas Fienhage gerade einmal volljährig gewesen. Seine Nominierung ins deutsche Langbahn-Nationalteam überraschte damals viele. Teammanager Josef Huckelmann brauchte seine Entscheidung nicht zu bereuen. War doch 2017 das letzte Jahr, in dem das DMSB-Team den Titel holte. Fünf Jahre später führt an dem 22-jährigen Motorsportler aus Lohne kein Weg vorbei. Gemeinsam mit Erik Riss (Bad Wurzach) und Max Dilger (Lahr) wird er an Christi Himmelfahrt in Herxheim den nächsten Angriff auf den Titel beim „Long Track of Nations“ wagen.  Acht Nationen treffen sich in der Pfalz, um unter sich den nächsten Champion auszufahren.

Nein, einfach war die Saison 2022 bislang nicht. Drei angebrochene Rückenwirbel bedeuteten einen verspäteten und damit auch erschwerten Saisonstart. Seinen Lebensmittelpunkt hat Fienhage Mitte März aus sportlichen Gründen nach Danzig verlegt. In Polen hat er beim Speedway-Zweitligisten Polonia Pila angeheuert, wartet derzeit noch auf seinen ersten Einsatz. Für Fienhage ist es auch ein Neustart, denn seine positiven Erfahrungen 2021, beim Verein Gdansk Wybrzeze, halten sich in überschaubaren Grenzen. Auch Teammanager Huckelmann weiß, dass Fienhage auf der kurzen Bahn, im Speedway, „noch viel lernen muss“. Auf der Langbahn allerdings setzt er aber voll auf den Hünen aus dem hohen Norden: „Fienhage hat schon mehrfach bewiesen, dass er Druck aushält und den nötigen Respekt hat.“ Auch im vergangenen Jahr war dies der Fall, als es für ihn nach einem verkorksten Start in der Langbahn-Einzel-Weltmeisterschaft darum ging, seinen Stammplatz zu sichern. Fienhage bestand - und qualifizierte sich mit Rang sechs erneut direkt für die diesjährige WM.

2017 wurde er als Debütant mit dem deutschen Nationalteam Weltmeister. Auch im Jahr darauf, als das Interesse am Team-Wettbewerb bei einigen Spitzenpiloten nicht groß gewesen ist, war Fienhage mit dabei. Erneut war er Punktegarant und letztlich maßgeblich am Gewinn der Bronzemedaille beteiligt. Auch 2019 belegte Deutschland den dritten Rang. Es war coronabedingt der bislang letzte Wettbewerb in dieser Disziplin, die damals Frankreich für sich entschied. 2020 holte sich Fienhage den Weltmeistertitel schließlich im Einzel. Es war sein bislang größter Erfolg.

Für den 22-Jährigen hängen in Herxheim die Ziele hoch und beschränken sich bei Fienhage auf ein einziges Wort: „Titelgewinn“. Langbahnrennen hat er in diesem Jahr noch keine bestritten, jedoch konnte er in Trainings Praxis gewinnen, Motoren ab- und sich mental einstimmen. Herxheim gehört zu Fienhages Lieblingsbahnen. Auch sonst fühlt er sich wohl: „Ich bin wieder fit, alles ist gut.“ Deutschland wird zunächst in einer Gruppe gegen Tschechien, Finnland und Dänemark bestehen müssen. Parallel dazu fechten Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Polen ihre Fights aus. Danach wird in einer zweiten Gruppenphase neu gemischt. Am Ende stehen die beiden besten Nationen im Finale – plus dem Gewinnerteam des Last-Chance-Rennens, in dem die Dritt- bis Fünftplatzierten noch einmal eine Chance bekommen.

Deutschland gehört mit Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Tschechien zu den Titelfavoriten. Was am Ende herausschauen wird, kann niemand vorhersagen. Erstmals wird der Teamwettbewerb im neuen System ausgetragen, fahren je Rennen nur zwei statt bisher drei Piloten einer Nation gegeneinander. Und dann ist im Hinterkopf natürlich auch immer noch die WM 2019 in Vechta. Damals hat das DMSB-Team kein einziges Vorlauf-Duell verloren, scheiterte im Semifinale – trotz Fienhages Laufsieg - an den Tschechen und verpasste den Finaleinzug. Nun werden die Karten wieder neu gemischt. Und wenn alles nach Plan läuft, könnte es für Lukas Fienhage doch noch ein guter Saisonstart werden.