Viele kleine Wunder - An(ge)dacht zwischen Rhein und Reben

„Sparen mit Strategie und Blick auf die Zukunft von Kirche“

Bistum Speyer präsentiert Haushaltsplan 2023: Auf Konsolidierungskurs bis 2030

Generalvikar Markus Magin

Speyer. Wie kann sich das Bistum Speyer weiterentwickeln - seine Vision („Segensort in der Welt sein“) umsetzen? Und diese Zukunftspläne langfristig nachhaltig (also ohne Defizite) finanzieren? Generalvikar Markus Magin ist zuversichtlich, dass dies in den nächsten Jahren schrittweise gelingt. Beim Blick in den am Montag (30.1.) in Speyer vorgestellten Haushaltsplan 2023 wird erneut der Handlungsbedarf deutlich: Nachdem bereits im Jahr 2022 ein Defizit von mehr als zwölf Millionen Euro einkalkuliert war, rechnen die Finanzexperten des Bistums in diesem Jahr mit einem Fehlbetrag von rund 8,5 Millionen Euro – obwohl die Kirchensteuer-Einnahmen (nominal) zunächst voraussichtlich weiter steigen werden.

Ausgaben steigen – trotz bisheriger Sparaktivitäten
Wie aus dem Haushaltplan für 2023 hervorgeht, rechnet das Bistum in diesem Jahr mit Erträgen in Höhe von insgesamt 167 Millionen Euro. „Die Prognose für die Einnahmen aus der Kirchensteuer liegt bei mehr als 140 Millionen – eine Steigerung von mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.    Mit Blick auf die deutlich zurückgehenden Mitgliederzahlen muss das Bistum perspektivisch jedoch mit kräftig sinkenden Einnahmen kalkulieren und deshalb rechtzeitig umsteuern“, erläutert Diözesanökonom Peter Schappert. Trotz bisheriger Sparanstrengungen werden die Gesamtausgaben des Bistums im Jahr 2023 auf mehr als 176 Millionen Euro steigen (ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber 2022). Neben der Inflation, die auch das Bistum (z. B. steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie Baukosten etc.) zu spüren bekommt, müssen höhere Lohnkosten einkalkuliert werden. Der größte Teil der Ausgaben landet bei den Kirchengemeinden: 61, 8 Millionen Euro, eine Steigerung um 17 Prozent (2022: 52,8 Mio. Euro). Für Kindertagesstätten hält das Bistum im Haushalt 2023 rund 19,7 Millionen Euro bereit  (2022: 18,3) – für Schulen und Hochschulen 9,9 Millionen Euro (2022: 8,7). Erheblicher Kostenfaktor sind die vielen Immobilien der Kirche – allein für Instandhaltungs-Aktivitäten sind 14,1 Millionen Euro im Etat. Das Bistum will den Gebäudebestand in den Pfarreien (Kirchen, Pfarrheime etc.) weiter reduzieren und  Wert auf dessen ökologischen Umbau legen – zum Teil auch in Kooperation mit anderen Partnern.

Zuschüsse für Caritas steigen - trotz Sparkurs: Menschen in Not helfen

Die Zuschüsse an die Caritas- und -Fachverbände im Bistum Speyer steigen 2023 auf 12,6 Millionen (2022: 11,5). Obschon die Ausgaben bis 2030 kräftig gesenkt werden müssen, will das Bistum auch künftig in der Lage sein, Menschen in Not zu helfen. So wurde ein Sonderetat von zunächst rund eineinhalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um von der Energiepreiskrise und Armut besonders betroffene Menschen in der Pfalz und dem Saarland in diesem Winter zu unterstützen. Im Rahmen eines Strategieprozesses hatte die Diözesanversammlung des Bistums Speyer Ende 2022 mit großer Mehrheit ein Rahmenkonzept verabschiedet. Dieses Konzept skizziert, wie die Ressourcen in den kommenden Jahren neu verteilt werden können: Damit der Haushalt des Bistums zum Jahr 2030 nachhaltig ausgeglichen gestaltet werden kann. Und zugleich Finanzmittel für kreative Ideen und verstärkten Klimaschutz zur Verfügung stehen. Wie dieses Konzept umgesetzt werden soll, wird 2023 im Ordinariat Speyer konkretisiert und dann in die Haushaltsplanungen für 2024 (und die Folgejahre) eingearbeitet.

„Digitalisierung voranbringen und Prozesse der Verwaltung optimieren“

Das Rahmenkonzept sieht neben Standards für „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ in der Bistumsverwaltung vor, den Weg der Digitalisierung konsequent weiterzugehen, Organisations-strukturen weiterzuentwickeln sowie nach weiteren Vernetzungsmöglichkeiten und Einsparpotentialen zu suchen  - etwa mit anderen Diözesen, dem Caritasverband oder der Protestantischen Landeskirche. Ziel sind „deutlich spürbare Reduktionen, sobald nachhaltige Optionen für Synergien und Prozessoptimierungen in der Verwaltung identifiziert werden.“ Weitere Informationen zu den Finanzen  unter: www.bistum-speyer.de/bistum/finanzen.

Magin: Bestehendes verbessern und Freiräume für Neues schaffen

„Wir stellen uns auf einen radikalen Wandel der Rahmenbedingungen ein: Wir haben eine Vision und eine Strategie, mit der wir Strukturen aktiv umbauen, Bestehendes verbessern und Freiräume schaffen, in denen das Neue erkundet werden und Zukunft wachsen kann“, versicherte Generalvikar Markus Magin. Sein Team erarbeitet derzeit einen Masterplan, der skizziert, wie das bereits vorliegende Rahmenkonzept konkret umsetzt werden kann: „Wenn die Einnahmen zurückgehen und das Bistum nicht weiter von der Substanz leben, sondern mehr in Projekte für die Zukunft der Kirche investieren will, müssen die Finanz-Ressourcen neu priorisiert werden“.  Es gebe dynamische Veränderungen in der Gesellschaft  mit erheblichen Folgen – auch für die Kirchengemeinden und das Bistum: „Da kann nicht alles so bleiben, wie gewohnt: Auch Kirche muss sorgfältig prüfen, was sie in Zukunft noch leisten kann, wo sie neue Wege ausprobieren und Schwerpunkte setzen muss. Nachhaltigkeit ist zu einem zentralen Begriff geworden – nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz, sondern auch auf die Haushaltsplanung.“

In seinem Rahmenkonzept hat das Bistum Bereitschaft signalisiert, trotz sinkender Einnahmen auch in Zukunft zehn Millionen Euro im Jahr in Kindertagesstätten zu investieren – die Refinanzierung der darüber hinausgehenden Kosten müsste durch die Kommunen gesichert werden. Darüber wird derzeit in den Ländern Rheinland-Pfalz und Saarland verhandelt. Wie aus dem Rahmenkonzept hervorgeht, sollen katholische Kindertagesstätten (Kitas) gezielt gestärkt werden und als Familienzentren wachsen. Das Bistum verantwortet derzeit 235 katholische Kitas mit 16.000 Plätzen – davon 34 Kitas mit 3.000 Plätzen im saarländischen Teil des Bistums.

Bistum: Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs wird 2023 sichtbar vorankommen

Die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer kommt nach den Worten des Generalvikars „zeitnah auf den Weg“. Markus Magin versichert: „Wir arbeiten konsequent auf, was in der Vergangenheit in Sachen Missbrauch passiert und offenbar auch versäumt worden ist.“ Hier werde die Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) im Bistum Speyer in diesem Jahr 2023 bald sichtbar vorankommen. Das Forschungsprojekt dazu sei fertig konzipiert – offene Fragen zum Datenschutz seien zum Jahresbeginn geklärt: „Die Auftragsvergabe für das Forschungsprojekt kann  in den nächsten Wochen erfolgen – wenn die Unabhängige Aufarbeitungskommission das Startsignal gibt.“

Das Bistum Speyer hatte die UAK 2021 gegründet. Rechtliche Grundlage der Aufarbeitung ist die gemeinsame Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, die im Juni 2020 unterzeichnet wurde.

Weitere Informationen:  https://www.bistum-speyer.de/rat-und-hilfe/hilfe-und-praevention-von-missbrauch/aufarbeitungskommission/ 

Text und Foto: is