Kurz Notiert
Trotzig - wie ertappte Kinder
von Peter Müller
Da wurden die Verantwortlichen des Regierungspräsidiums Karlsruhe ihrem, auch im eigenen Bundesland, vorauseilenden Ruf auch gestern in Speyer gerecht.
Die Pläne stimmen nicht – der Beton am Pfeiler bröckelt – die Bleche sind vertikal nicht horizontal geschweißt – die Betondecke ist zu dünn – PCB kam bei uns noch nie vor – keine geeigneten Schweißer in Deutschland und Fachkräftemangel usw. usw.
Und für all das können wir nichts, haben es nicht gewusst; aber trotzdem war die Bauvorbereitung und die Vergabe optimal.
Eine Ignoranz der Fakten, die man hätte vor Jahren schon prüfen und erkennen müssen, konnten die zahlreich anwesenden Besucher links und rechts der Salierbrücke gestern in der Stadthalle Speyer erleben.
Entscheidende Fragen wurden nicht beantwortet:
Wieviele Leute arbeiten aktuell an der Vorlandbrücke (Beton) und wieviele an der Kastenbrücke ( Stahl)
Warum ist 24/7 Arbeit nicht möglich? Personal, Geld, Statik?
Bis vor einem Jahr sind täglich hunderte 40Tonner Lkw über die Salierbrücke gefahren und jetzt fehlt die Tragkraft für ein Arbeitszelt oder Hängegerüst?
Soviel an den Interessen der Menschen vorbeigehende Ignoranz löste nur Kopfschütteln aus, was von „höchster Stelle“ angemahnt wurde.
Dann war da noch die Eingangsgeschichte der Regierungspräsidentin mit der Attacke auf einen Werkzeugkoffer eines Arbeiters. Damit kein Mißverständnis entsteht: Wir lehnen grundsätzlich jegliche Gewalt in Wort und Tat ab, zumal die Bauarbeiter auf der Brücke am wenigsten etwas für die Situation können, die im Übrigen, so wurde uns berichtet, auch schon von Anwohnern mit Kaffee, Kuchen und Brötchen versorgt wurden.
Aber zurück zur Atttacke: Da hat wohl am Mittwoch ein Brückenüberquerer den Werkzeugkasten eines Handwerkers über das Geländer in den Rhein geworfen. Eine Tat, die zu verurteilen ist und hoffentlich bei der Polizei in Karlsruhe angezeigt wurde; denn Karlsruhe ist ja für alles auf, unter und neben der Salierbrücke verantwortlich – außer für die Shuttlebusse.
Zum Glück musste die Regierungspräsidentin resultierend aus diesem Vorfall keine weitere Verzögerung der Baumaßnahme verkünden. Anders wäre es wohl gewesen, wenn der Werkzeugkasten ein Tankschiff getroffen hätte und dieses sofort explodiert wäre. Nur ein Scherz, um dieses ernste Thema etwas aufzulockern – natürlich wünscht man so etwas nicht. Und sicherlich wird diese Bemerkung wieder für ernste Ermahnungen sorgen….
Eine neue Brücke müsste her. Dies dauert aber mindestens 10 – 15 Jahren Dann doch lieber nur die drei Jahre zur Ertüchtigung – die jetzt dann 20 – 30 Jahre hält und dann durch eine neue Brücke ersetzt werden muss. Also alle links- und rechtsreinigen Bewohner unter 70 – wenn ihr Glück habt, erlebt ihr noch die NEUE SALiERBRÜCKE – die Zweite!
Und dann war da noch der von Karlsruhe eingekaufte Moderator, der smarte Fragen zu- oder auch nicht zulassende Herrscher über die Mikrofone. Mehrmals wurde mein Handzeichen für eine Fragestellung ignoriert, was mich grübeln lässt, zumal ich sowohl bei der Pressekonferenz in Hockenheim, als auch beim Neujahrsempfang der Stadt Schwetzingen mit der Frau Regierungspräsidentin in Kontakt war.
Bezeichnenderweise durfte seine Auftraggeberin auch das letzte Wort des Abends sprechen.
Zuvor hatte allerdings die Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler noch einige kritische Anmerkungen zur Transparenz und dem verlorenen Vertrauen an die Karlsruher Behörde gerichtet. Die ja, so die prompte Antwort der Frau Präsidentin, nicht alle zwei Monate dem Speyerer Stadtrat berichten könnte; denn schließlich haben wir ganz viele Baustellen. Ja, so schafft man Transparenz und Vertrauen. Präsidiales Gehabe ist in der heutigen Zeit wirklich falsch am Platz. Menschen mitnehmen und Lösungen präsentieren wäre das Gebot der Stunde gewesen. Eine weitere Chance wurde vertan. Schade!
Ein trauriger Höhepunkt des in meinen Augen ergebnis- sinnlosen Abends kam, als die Frau Regierungspräsidentin einen von den Mitarbeiter der Pfalzflugzeugwerken mit Unterschriften zusammengestellten Ordner mit den sinngemäßen Worten; „Das ist Sache der Stadt Speyer“ an die Oberbürgermeisterin weiter gegeben hat. Ausgangspunkt war der Shuttlebusverkehr, der von Karlsruhe hoch gelobt, aber von Speyer und den angrenzenden badischen Gemeinden bezahlt werden muss. Für die PfW´ler machen die Abfahrtszeiten wenig Sinn, da der Busanschluss am Domplatz erst über 30 Minuten später erfolgt.
Jetzt, da die Bauzeit mindestens ein Jahr länger dauern soll, erhöhen sich auch die finanziellen Belastungen der Brücken-Kommunen; die letztendlich die Rechnungen für Versäumnisse, Unvermögen und sich hinter Nicht-Zuständigkeiten versteckende Behörde in Karlsruhe bezahlen müssen.
Ach ja, wenn Sie mögen können sie am Sonntag 09. Februar ihren ersten Brückentag in 2020 erleben.
Besichtigung der Brückenbaustelle – so schafft Karlsruhe Transparenz. Aber bitte: Nicht Alle auf einmal kommen – wegen der Statik. Anmelden ist wichtig, man will ja wissen wer kommt! Und so wird vielleicht jede angefragte Führung ausgebucht sein?