Rechtsextremen keinen Raum geben
Speyer. Am Donnerstagnachmittag fand eine gut besuchte Veranstaltung der Naturfreunde Speyer statt. Die Vorsitzende Charlotte Walther begrüßte alle Anwesenden und betonte, daß in den Naturfreundehäusern kein Platz sei für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Verfolgung von Minderheiten. Aus diesem Grund war es für den Vorstand ein großer Schock zu erfahren, daß die „Wählergruppe Schneider“ den Raum für mehrere Wahlkampfveranstaltungen anmieten wollte. Glücklicherweise konnte der Vorstand, der durch Zufall von der Saalanmietung erfuhr, diese nach Rücksprache mit dem Pächter rückgängig machen. Es war für den Pächter nicht erkennbar, welches Gedankengut sich in der "Wählergruppe Schneider" befindet. Demokratische Grundwerte und gelebte Solidarität sind für die Naturfreunde eine Selbstverständlichkeit und diese sind nach den veröffentlichten Publikationen der "Wählergruppe Schneider" schwer erkennbar.
Als Gastrednerin war Bürgermeisterin Monika Kabs geladen. Auch Walter Feiniler von der SPD unterstützte durch seine Anwesenheit das Anliegen der Naturfreunde. Monika Kabs berichtete von den Anfängen des Speyerer Vereins; gegründet am 13. April 1913 feiern die Naturfreunde in diesem Jahr ihren 106. Geburtstag. In dieser Zeit ist viel passiert. So musste 1936 der Verein aufgelöst werden und konnte sich erst 1945 wieder gründen. Alle Generationen tragen die gesellschaftliche Verantwortung, das so etwas Schreckliches wie der Nationalsozialismus nie wieder entstehen kann. Und diese Verantwortung ist aktueller denn je. Jeder ist dafür verantwortlich, wie das Leben in Speyer gestaltet werden kann; einfache Lösungen gibt es aber nicht. Die Rechten tragen Kultur und Heimat als hohes Gut auf ihrer Flagge und geben sich volksnah – sind aber in Wirklichkeit Feinde der Demokratie. Man könnte sie auch als Scheinriesen bezeichnen – allerdings werden sie nicht größer, wenn man näher kommt. Zum Abschluß rief sie zum friedlichen Zusammenleben in unserem schönen, weltoffenen und toleranten Speyer auf.
In einem sehr interessanten Vortrag referierte anschließend Yannick Passeick von FARN( Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz ) darüber, wie die Rechten schon immer versucht haben, den Naturschutz für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Für Rechtsextreme bilden Natur, Heimat und Volk eine Einheit, die es zu bewahren gilt. Sie engagieren sich im Natur- und Umweltschutz sowohl strategisch, um die bürgerliche Mitte zu erreichen, als auch aus Überzeugung. Schlagwörter wie Ungleichwertigkeit, Chauvinismus, Sozialdarwinismus und Autoritarismus sind hier zu nennen.
So wurde zum Beispiel 1904 der Bund Heimatschutz gegründet, im dem nur Männer Mitglied werden durften – Juden und Frauen waren explizit ausgeschlossen. Auch Konrad Lorenz, der „Vater der Graugänse“, war dem rechten Gedankengut zugetan. So ist der Begriff „Verhausschweinung“, den die "Wählergruppe Schneider" auf ihrer Seite benutzt hat, von ihm geprägt worden. Hier ein Auszug aus dem Text auf der Seite der Wählergruppe:
"Offensichtlich ist das deutsche Bildungssystem nicht geeignet hinsichtlich Umweltbewußtsein verantwortliche Erwachsene in ausreichender Zahl heranzubilden, die in der Lage wären, zusammen mit den Behörden der Verhausschweinung unseres Lebensraumes nachhaltig entgegen zu wirken. Das ist auch kein Wunder, denn unser Bildungssystem befindet sich dank linksgrüner „Reformpädagogik“ seit Jahrzehnten im Niedergang und entlässt aus den Schulen in steigender Zahl funktionale Analphabeten und aus den Hochschulen jede Menge gescheiterter Studienabbrecher oder Experten nutzloser Geschwätzwissenschaften. " Text: Wählergruppe Schneider
Zum Abschluß der Versammlung brachten Charlotte Walther und Thomas Hilzendegen ein Schild am Eingang des Naturfreundehauses an, auf dem noch einmal klar auf die Gesinnung der Naturfreunde hingewiesen wird: Respekt - kein Platz für Rassismus.
Wie wir sehen konnten, wurden von besagter Wählergruppe Zuschauer in den Saal geschickt, die anschließend wohl direkt Bericht erstattet haben. Aber das ist in einer Demokratie kein Problem, jeder ist willkommen, der sich an die demokratischen und ethischen Werte unseres Gemeinwesens durch Wort und Tat hält.
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Text: bk Bild: pem