Bischöfe freuen sich über Weinzehnt aus Kirrweiler
„Gertrud von Kerrweiler“ (Louisa Weis) und „Georgius, Verwalter des göttlichen Weinkellers“ (Georg Weis)
Speyer. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Zeremonie nur im kleinen Kreis, konnte am Freitagnachmittag vor dem Speyerer Dom die traditionelle Übergabe des „Weinzehnts“ aus Kirrweiler wieder im großen Rahmen stattfinden. Zum elften Mal hatten die Südpfälzer eine Weinfuhre von ihrer Heimat aus per Traktor und auf dem letzten Stück traditionsgemäß mit Pferdefuhrwerk zur Kathedrale in der Domstadt transportiert. Begleitet wurde die Kutsche von einer Abordnung der Ortsgemeinde mit dem Kirrweiler Bürgermeister Rolf Metzger, Weinprinzessin Marlen I. und Pfarrer Gerd Babelotzky. Insgesamt 288 Flaschen Grauburgunder übergab die Kirrweiler Delegation als „Weinzehnt“ an die Speyerer Bischöfe.
Zum Gefolge aus der Südpfalz gehörten auch wieder „Gertrud von Kerrweiler“ (Louisa Weis) und „Georgius, Verwalter des göttlichen Weinkellers“ (Georg Weis), die in historische Gewändern gekleidet im Domnapf stehend, Bischöfe und Publikum zur Zeremonie herbei riefen. In ihrem kleinen Schauspiel schlugen sie angesichts von Corona, Krieg und schwierigeren Zeiten nachdenkliche Töne an. Sie empfahlen den Menschen aus der Vergangenheit und den Krisen zu lernen und dem Bischof „so manchen vun deinen Brüdern in Rom, in de Welt und ach in Deitschland“ zu sagen, sie sollten die Worte richtig lesen, „die de Junior vor üwer 2000 Jahr gesacht hot“. Sie richteten an die Bischöfe den Wunsch, bei Entscheidungen in der Kirche auch „die Leit (mehr) mitredä“ zu lassen. *Die Rede der beiden finden Sie am Ende des Textes.
Bischof Wiesemann betonte dankbar, dass die besondere Tradition der Weinzehntübergabe nicht nur für die historische Verbundenheit des Bistums mit Kirrweiler stehe, sondern auch für Herzlichkeit und Miteinander: „Wir können anstoßen auf die Gemeinschaft“. Der Wein sei auch ein Symbol für die Freude, die aus dem Glauben komme. Der Dom gebe den Gläubigen Hoffnung und Kraft und aus dem Wein komme Freude - nicht umsonst hat der Wein seinen Platz mitten in der Kirche in der Meßfeier. Wie schon bei Johannes 15:5 zu lesen ist: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Bischof Wiesemann dankte für den Wein, den er gerne auch an andere verschenke und wünschte Gottes Segen.
Weihbischof Otto Georgens zitierte mit Augenzwinkern den Dichter Friedrich Rückert: "Man kann, wenn wir es überlegen, Wein trinken, fünf Ursachen wegen, einmal um eines Festtags willen, sodann vorhandenen Durst zu stillen, ingleichen künftigen abzuwehren, ferner dem guten Wein zu Ehren und endlich um jeder Ursach' willen." Er bedankte sich dafür, dass er mit dem Wein auch anderen Menschen eine Freude machen dürfe.
Bürgermeister Rolf Metzger übergab den Bischöfen die Urkunde mit allen Informationen zum diesjährigen Zehntwein. Er betonte „Guter Wein erfreut des Bischofs Herz“ und wünschte den Bischöfen viel Freude mit dem Grauburgunder, den die Kirrweilerer immer gerne freiwillig lieferten.
Weinprinzessin Marlen I. drückte ihre Freude darüber aus, dass sie zum dritten Mal bei der Übergabe dabei sein durfte und stellte den Wein vor: Der Grauburgunder schmeichele Nase und Gaumen. Der an Birnen und Honig erinnernde Duft werde im Geschmack „durch seine vollmundig elegante Art in Verbindung mit seinem ‚Burgunderschmelz‘ geprägt“.
In diesem Jahr stammt der „Zehnt-Wein“, ein 2021er Grauburgunder classic, welcher am 08.10.2021 mit dem Mostgewicht von 82 ° Öchsle gelesen wurde, aus dem Kirrweiler Weinhaus Ralph Anton. Die zweimal 144 Flaschen wurden als Geschenk der Gemeinde Kirrweiler an die Speyerer Bischöfe übergeben.
Die nächste Weinzehntübergabe ist für den 23. Juni 2023 geplant, wie Bürgermeister Metzger ankündigte.
Musikalisch umrahmt wurde die Weinzehntübergabe von einem Quartett des Musikvereins MV Musketiere Böhl.
Zur Geschichte des Weinzehnts
Der Weinort Kirrweiler an der Südlichen Weinstraße war zu Feudalzeiten Oberamt und Sommerresidenz der Fürstbischöfe des alten Bistums Speyer. Auf Anregung von Bürgermeister Metzger wurde 2011 - anlässlich des 950-jährigen Domweihjubiläums - an die alte Tradition des „Weinzehnts“ neu angeknüpft, bei der dem bischöflichen Landesherrn der „Zehnte“ des Weinertrages abgeliefert werden musste. Der Weinzehnt ist eine Naturalabgabe auf die Weinernte im bischöflichen Weinberg in der Kirrweilerer Gemarkung „in den Flegeläckern“. In früheren Jahrhunderten wurde der Weinzehnt im fürstbischöflichen Zehntkeller in Kirrweiler entrichtet, dort ausgebaut und anschließend nach Speyer gebracht. Heutzutage bringen die Kirrweilerer den trinkfertigen Wein direkt zu den Bischöfen nach Speyer.
*Hier die Rede aus Anlass der Weinzehnt Übergabe 2022
Louisa: Gertrud von Kirrweiler, Fränkische Freifrau, erste Erwähnung Kirrweiler
Georg: Kurier der Liselotte von der Pfalz, Verwalter des göttlichen Weinkellers
Louisa: Gestattet Volk diesseits und jenseits des Rheines, das ihr euch versammelt habt unter dem Dom.
Gertrude von Kirrweiler, erste Herrscherin, noch lang vorm Bischof. Und Georgius, Kurier der Liselotte von der Pfalz. Einst der Schwarm der Damen am französischen Hofe und jetzt der Verwalter des göttlichen Weinkellers.Und nun höre zu Karl-Heinz von Speyer, was wir zu erzählen haben.
Georg: Drei Johr ists her, als uns unser Chef vun drowe, letschtmal, hergeschickt hot. Viel isch bassiert, un mer hän uns gefracht, ob mer kummen sollen. Doch !!!, er hot gesacht, mer sollen do stehe un eich ach des Kritische sache. Corona iss üwer euch kumme, un!!! so mancher iss nimi do. Doch häner doraus gelernt?
Viel häner verzählt, was mer besser machen ko oder eich änern, frochen eich doch mal selber.
Un als ob des net schun genuch iss. Ja!!!!!!, er häns nimie gekennt, de Kriech bei eich, was häne rnet fer än Traum ghabt, vun Fried, Freiheit un Menschlichkeit. Un jetzt guggener wieder voll Sorche noch Oste. Sin die Mensch schuld, die dort wohnen, oder die Rattefenger, dies schun immer gewwe hot un die nur an sich denken.
Un des sollen mer eich vun drowwe verzehle. Do hot de Junior sei Vater gfrocht, hän doi Angestelle do unne, ach ä Stimm. Die, kännt manchmal lauter soi, egal ob bei Corona oder wechem Kriech. Un ach die Glocke kennten machmal leite, den die hot ach ä Stimm.
Guggen efach mol uf eier Vorfahre, was hän die net fer Sorche un Ängste ghabt, awer sie sin immer wieder uffgstande. Wie oft war der do zerstört ( Blick zum Dom) un er iss immer wieder uffgebaut worre. Ehr Leit so manches solltemer aus de Vergangenheit lerne und dan in die Zukunft gugge.
Louisa: Ja, moin liewer Bischof, des kanscht ach so manchem vun doine Brüdder, in Rom, in de Welt un ach in Deitschland sache, sie sollen mol die Worte richtich lesen, di de Junior vor iwer 2000 Johr gesacht hot un net mäne, sie lechen es noch ähre gut düncke aus.
Vielleicht gilt es ach net nur, fer die Bischöf, sondern ach fer so manchen aneren in de Kerch. Losst ach mol, die Frauen, Männer, oder, oder, oder miträde, den ohne une die, wer so manche Kerch nimi in de Gemä.
Georg: Un ob mer Kerche oder anere Heiser abraise lossen müsse, ich glab des sollen alle die do drin sin sagge. Den wahrscheinlich hän viele er Geld un er Lebenskraft gegewe un darum hen se ach des Recht, mitzurede.
Jetzt kummen mer mol zu de Kerweilerer!!!!
Die waren schun immer, ä ehrliches, freiheitliebendes un großzügiges Volk. Gern häne se ern Bischof uffgenume, sies im Summer in soi Residenz, oder won er mol wieder Krach ghabt hot, mit dem Rat fun Speier. Diesmol hänsse sogar die Verwalterin, vun Maikammer erlaubt mit zugehe.
Natürlich muss sie dafür ach schaffe un werd jetzt mol Gläser auställe un de Woi ausschänke, den zum Representieren hen se er eichene Leit mitgebrocht.
Sie sin wieder runner gekumme, um ärn Zehnte freiwillich abzugäwe.
Un do hern er zwä Bischöf mol genau zu. Woon er den Woi trinken, do hän er ach, an die Kerwilerer zu dänke. Er kenn ach gern mol efach, so in des Dorf Kumme un de en oder de aner besuche un net nur in des Dorf des westlich vun Kerweiler licht!!!!!, Maikammer genannt (zusammen). Ach, wonn dort!!!!, de Parre, wohnt, ob des so richtich iss!!!!!!!!!!! no ja.
Louisa: Aller, jetzt lossen eich de Troppe schmecke un er Leit vergessen mol eier Sorche un trinken efach mol de Woi, den ach de Bischof kriecht
Prost!!!!!!!!!!!!!!
Text: Bistum Speyer/Louisa und Georg Weis/bk; Foto: pem