Die Habsburger im Mittelalter

Aufstieg einer Dynastie - Landesausstellung vom 16. Oktober 2022 bis 16. April 2023 in Speyer

Plaktmotiv Habsburger Bildnachweis: Historische Museum der Pfalz in Speyer

Der Inschrift zufolge diente diese mittelalterliche Elfenbeintrompete, auch Olifant genannt, als Reliquiar und wurde 1199 von Graf Albrecht III. von Habsburg mit Reliquien gefüllt dem Kloster Muri geschenkt. Das Kloster wurde von den frühen Habsburgern gestiftet. Bis heute zählt es zu den wichtigsten Kulturdenkmälern des Kantons Aargau in der Schweiz. Als Leihgabe aus dem Kulturhistorischen Museum Wien kommt der einzigartige Olifant jetzt nach Speyer. Bildnachweis: KHM-Museumsverband

Das spätmittelalterliche Codex ist benannt nach seinem Urheber Ellenhard. Es ist für die Geschichte der ersten beiden Habsburger-Könige Rudolf I. und Albrecht I. von großem historischen Wert. Bildnachweis: Museum im Benediktinerstift St. Paul, Gerfried Sitar

Der vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Deckel eines Buchkastens stammt aus der Zeit um 1260/70. Er zählt zu den bedeutendsten Werken gotischer Goldschmiedekunst in Europa. Bildnachweis: Museum im Benediktinerstift St. Paul, Gerfried Sitar

Detailansicht der Bildnisplatte Rudolfs von Habsburg in der Krypta des Speyerer Doms. Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz/Domkapitel Speyer/Foto: Florian Monheim

Schloss Habsburg im Aargau in der Schweiz. Bildnachweis: Aargau Tourismus

Standbild Rudolphs von Habsburg von Franz Xaver Schwanthaler in der Vorhalle des Speyerer Doms. Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz Speyer/Domkapitel Speyer/ Foto: Hans-Georg Merkel

Königsfelden, 1479–1482 Die Chronik erzählt in einem der schönsten mittelalterlichen Bilderzyklen die Geschichte des Aufstiegs der Habsburger Herrscher. Bildnachweis: Bern, Burgerbibliothek, Cod. A 45, f. 61r – Österreichische Chronik der 95 Herrschaften

Kaiser Maximilian I. wird als „letzter Ritter“ wie kaum ein anderer Habsburger Herrscher mit dem Glanz der ritterlich-höfischen Kultur und dem Turnierwesen in Verbindung gebracht. Diese Ritterüstung, Stechzeug genannt, von etwa 1500 kommt aus dem Kunsthistorischen Mueum Wien als Leihgabe nach Speyer. Es handelt es sich um eine leichtere Variante nach niederländischer Art. Bildnachweis: KHM-Museumsverband

Speyer. Über sieben Jahrhunderte hinweg prägte die Familie der Habsburger die Geschichte Europas. Im 13. Jahrhundert betraten sie die große politische Bühne und verließen sie erst mit dem Ende der Monarchie 1918 wieder.

Wie es den Habsburgern gelang den Grundstein für diese unvergleichliche Erfolgsgeschichte zu legen, davon erzählt das Historische Museum der Pfalz ab dem 16. Oktober 2022 in der Landesausstellung „Die Habsburger im Mittelalter. Aufstieg einer Dynastie“.

Die Ausstellung begleitet die frühen Habsburger über drei Jahrhunderte, von der Thronbesteigung König Rudolfs I. im Jahr 1273 bis zur Herrschaft Kaiser Maximilians I. im frühen 16. Jahrhundert. Dabei zeigt die Schau, dass es sich keinesfalls um eine Geschichte voller Triumphe handelt, sondern um einen jahrhundertelangen Prozess voller Höhepunkte und Tiefschläge.

Speyer ist als Ausstellungsort mit der Geschichte der frühen Habsburger untrennbar verbunden, denn hier sind die ersten Habsburger-Könige Rudolf I. und Albrecht I. beigesetzt. Damit wurde die Stadt zum Erinnerungsort für nachfolgende Generationen. Maximilian I. gab sogar ein monumentales Denkmal für den Dom in Auftrag, das jedoch nie vollendet wurde.

Die Landesausstellung widmet sich in drei großen Kapiteln den Anfängen der habsburgischen Herrschaft. Der Rundgang führt die Besucherinnen und Besucher zuerst zu den Habsburger Wurzeln in den Südwesten Deutschlands, in das heutige Elsass und den schweizerischen Aargau. Durch seinen Aufstieg vom Graf zum König des Heiligen Römischen Reiches gilt Rudolf I. heute als Stammvater der Herrscherdynastie. Doch der Weg bis zum Kaiserthron war steinig. Im
14. Jahrhundert verloren die Habsburger den Kampf um die Krone und mussten die Macht an ihre Gegenspieler abgeben. Rund hundert Jahre lenkten daraufhin die Wittelsbacher und Luxemburger die Geschicke des Reiches.

Von der Phase der Habsburger „im Schatten des Thrones“ erzählt das zweite Kapitel der Ausstellung. Die Besucherinnen und Besucher verfolgen, wie die Habsburger geschickt im Hintergrund agierten und ihre Landesherrschaft mit Hilfe von Erbverträgen und Heiratspolitik ausbauten. Zentren wie Graz, Innsbruck und Wien entstanden. In dieser Zeit schufen die
Habsburger für sich selbst den Titel des „Erzherzogs“ und unterstrichen damit ihren Machtanspruch und ihr Selbstverständnis.

Der dritte Themenblock der Ausstellung widmet sich der Rückkehr auf den Thron und dem Aufstieg zum Kaiserhaus. Mit der Vermählung Maximilians I. mit Maria von Burgund kamen die Habsburger schließlich an der Spitze der Macht in Europa an. Auch das höfische, ritterliche Leben erreichte in dieser Phase seinen letzten Höhepunkt.

Die Habsburger-Ausstellung steht ganz in der Tradition der großen Mittelalter-Ausstellungen im Historischen Museum der Pfalz („Die Salier“ 2011 und „Richard Löwenherz“ 2017/2018) und verbindet die große Reichsgeschichte mit Speyer und der Pfalz.
Die Leihgeber, die ihre Preziosen, archäologischen Funde oder kostbaren Handschriften auf Zeit nach Speyer ausleihen, kommen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland.

Aus dem Salzburg Museum werden verschiedene Spolien, Bauteile, zu sehen sein, die Maximilian I., für das nie vollendete Denkmal im Speyerer Dom in Auftrag gab. Die erhaltenen Statuen geben einen Eindruck von der Monumentalität des vorgesehenen Werkes und werden in der Ausstellung virtuell ergänzt.

Zu den Objekten aus dem Kunsthistorischen Museum Wien zählen ein reich verzierter Olifant, den Herzog Albrecht III. im Jahr 1199 dem habsburgischen Hauskloster Muri (Schweiz) stiftete und auch ein Stechzeug Maximilians I., eine besondere Form der Ritterrüstung, die seinem Beinamen als „der letzte Ritter“ Rechnung trägt.

Aus der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal in Österreich werden kunsthistorisch bedeutsame Handschriften ebenso nach Speyer ausgeliehen, wie ein prächtiger Chormantel aus dem ehemaligen Kloster St. Blasien.

Neben prachtvollen Handschriften werden auch politisch wegweisende Dokumente gezeigt, darunter die sogenannte Goldene Bulle, die seit 2013 zum Weltdokumentenerbe zählt. Die Urkunde regelte ab 1356 die Modalitäten zur Königswahl, zu sehen sein wird das Exemplar des Erzbischofs von Köln, das in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt verwahrt wird.

Die Habsburg im Schweizer Kanton Aargau zu thematisieren erlauben die Leihgaben aus der dortigen Kantonsarchäologie sowie dem Museum Aargau.

Die kunst- und kulturhistorische Sonderausstellung wurde in den Rang einer Landesausstellung Rheinland-Pfalz erhoben. Sie steht unter der Patronanz S.K.K.H. Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen und unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer.

Begleitend zur Ausstellung erscheint bei der WBG eine umfangreiche und reich bebilderte Publikation mit Beiträgen namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Weitere Informationen unter www.habsburger-ausstellung.de

Text und Foto: Hist. Museum der Pfalz